Mainz 05 gegen Borussia Dortmund U19 – Das war am vergangenen Sonntag das Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Mit einem 4:2 (2:2) nach Verlängerung und Happy End für die Rheinhessen.
Der Schauplatz hätte nicht besser sein können. Nicht mal 24 Stunden, nachdem Mainz 05 mit dem 3:1-Sieg gegen den FC Bayern München in der Bundesliga triumphiert hatte, trafen sich die Junioren der Rheinland-Pfälzer und der westfälischen Borussia in der Mewa Arena vor mehr als 15.000 Zuschauern zum Showdown im deutschen Jugendfußball.
Da war Tempo drin, da war Drama drin – mit 3 Toren ab der 83. Minute. „Über Leidenschaft, über Aggressivität haben wir das Spiel gewonnen“, sagte der neue U19-Meistertrainer Benjamin Hoffmann dem Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 24. April 2023).
Für mich hat sich das ein bisschen wie früher angefühlt, als es in den Achtzigern sonntagsmorgens mit der A-Jugend in der Südwest-Liga (damals die höchste Junioren-Spielklasse) nach Mainz ging, wo spätere Profis wie Fabrizio Hayer ihre ersten Karriereschritte machten.
Das ist lange her. Am Sonntag begegneten wir Namen, die wir aus der Bundesliga kennen. Rothe, Weiper oder Babatz.
Jüngster Torschütze der Mainzer in der Bundesliga
Louis Babatz, der erst 17 Jahre alte Torhüter der Mainzer, Sohn von „Null-Fünfer“-Legende Christoph Babatz, rettete mehrfach bei BVB-Großchancen.
Der 18 Jahre alte Nelson Weiper kennt die raue Luft der Bundesliga schon. Sechs Mal hat ihn Mainz-Cheftrainer Bo Svensson schon eingesetzt, er wurde im Februar 2023 gegen Borussia Mönchengladbach zum jüngsten Mainzer Torschützen aller Zeiten in der Bundesliga.
Damit löste er Weltmeister André Schürrle ab. „Schü“ war am 19. September 2009 beim 3:2 in Bochum mit 18 Jahren, 10 Monaten und 13 Tagen etwas älter als Weiper, der beim Tor-Debüt gegen Gladbach 17 Jahre, 11 Monate und 7 Tage zählte. Weiper ist damit auch jüngster Mainzer Pflichtspiel-Torschütze aller Zeiten.
„Talent, Taktik, Wille, Überzeugung, das alles hat er“, sagte FSV-Sportdirektor Martin Schmidt damals.
„Das macht schon was mit den Jungs“
Einer, der das Geschäft kennt und der für seinen Ausbildungsverein deutsche Fußballgeschichte schrieb, ist Lars Ricken (46). Der heute als BVB-Jugendkoordinator tätige Ex-Nationalspieler, unter anderem Förderer von Youngstern wie Youssoufa Moukoko (18), sagte in der Halbzeitpause des U19-Finales bei den Kollegen von Sky: „Ein solches Spiel vor so vielen Zuschauern in Mainz, das macht schon was mit unseren Jungs. Das ist Teil unserer Ausbildungs-Philosophie, deswegen brauchen wir solche Spiele, wir wollen sie ja an die Bundesliga heranführen. Mediale Aufmerksamkeit inklusive, für die Entwicklung des Spielers ist es am Ende fast egal, ob das Spiel gewonnen oder verloren wird, denn es bringt ihn in jedem Fall weiter.“
Das kann man sagen. Die Dortmunder Vizemeister, von denen Tom Rothe (18) in dieser Saison schon im Bundesliga-Kader stand und Nnamdi Collins (19) bei der U23 spielte, werden aus dieser Niederlage ihre Schlüsse ziehen. Und weiter ihren Weg gehen. Der BVB war 2019 und 2022 Deutscher Meister der A-Junioren. 2020 und 2021 wurde dieser Wettbewerb aufgrund der Corona-Pandemie nicht ausgespielt.
Der letzte Erfolg der Mainzer datiert aus dem Jahr 2009 – damals mit André Schürrle, Jan Kirchhoff, Eugen Gopko und einem gewissen Thomas Tuchel als Trainer. Sie alle fanden den Weg in die Bundesliga. Der Pfälzer Schürrle krönte seine Karriere 2014 mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien.
Main-Cheftrainer Bo Svensson, einen Tag zuvor in einem rauschenden FSV-Spiel zum dritten Mal Bayern-Bezwinger als Trainer (zuvor auch 3-mal als Spieler), weiß auch, wie sich das alles anfühlt. So ein Finale, so ein großes mediales Interesse. Svensson bei Sky: „Die Jungs machen in dieser Phase schon eine Entwicklung durch, in allen Bereichen, athletisch, im Umgang mit Social Media, Berater, Druck, da entscheidet sich schon viel, nicht nur, wie du fußballerisch drauf bist. Das ist insgesamt nicht so einfach. Heute sind es viel mehr Leute als früher, die die Jungs beeinflussen, es kommen mehr Meinungen auf dich zu.
Und er verriet: „Wir scouten hauptsächlich Spieler im Umkreis von 80 oder 100 Kilometern, ich sehe auf jeden Fall Spieler bei uns, die Potenzial für die Bundesliga haben.“
Die sehe ich auch. Auf beiden Seiten.
Viel Glück!