Selten hat ein Torhüterwechsel in den letzten zehn Jahren in der Bundesliga so viel Staub aufgewirbelt wie der Transfer von Ex-U21-Nationaltorhüter Alexander Nübel (24) vom FC Schalke 04 zum FC Bayern München. Der Keeper spielt seit Sommer 2021 auf Leihbasis bei der AS Monaco und Niko Kovac. CHANCE4TALENTS sieht diesen vermeintlichen Umweg als Chance.
(C4T / cger). „Jeder wähnt sich als Gigolo, im Sakko nach Monaco“ – diese Textzeilen von Max Herre kommen mir immer wieder in den Sinn, wenn ich Spiele der AS Monaco sehe.
Spannend wirkt da eigentlich nur der Blick auf die Sakkoträger auf der Ehrentribüne des Stade Louis II. Das hat sich seit Sommer 2021 und der Ankunft von Alexander Nübel (24) im Fürstentum geändert. Der 2020 vom FC Bayern München verpflichtete Torhüter vom FC Schalke 04 und Ex-Keeper der deutschen U21-Nationalmannschaft ist in Monaco auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Nübel hat (Marktwert: 6 Mio. Euro / Quelle: Transfermarkt.de) seit dem 16. Dezember 2019, wenige Tage vor Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern München, einen Marktwertverlust von zehn Millionen Euro hinnehmen müssen.
Für die Bayern machte er nur vier, meist sportlich bedeutungslose Pflichtspiele wie das 2:1 im Champions-League-Achtelfinale gegen Lazio Rom (Hinspiel: 4:1). In seiner letzten Saison beim FC Schalke 04 kassierte er in 26 Pflichtspielen sechs Mal kein Gegentor.
Die Leihe zur AS Monaco sollte für Nübel im Sommer nun ein Befreiungsschlag werden. Das war es nur bedingt. In der französischen Ligue 1 ist das ehemalige Torhüter-Juwel in 14 Spielen nur zwei Mal nicht bezwungen worden. Die Europa League sah Nübel in fünf Einsätzen in der Gruppenphase zwei Mal ohne Gegentreffer – am 25. November 2021 blieb er beim 2:1 gegen Real Sociedad nicht ohne Makel. Insgesamt sind 24 Treffer gegen Nübel bei der AS Monaco in 22 Einsätzen keine Zahlen, die Manuel Neuer in München schlaflose Nächte bereiten werden.
Der Umweg ins Ausland ist für einen jungen Spieler nie schlecht
Trotzdem hält Trainer Niko Kovac (50) zu Nübel – und das ist der richtige Weg. „Ich denke, er zeigt gute Leistungen. Er kassierte mehrere Tore, die er nicht verhindern konnte“, sagte der ehemalige Trainer des FC Bayern etwa Mitte September bei der der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Spiel gegen Sturm Graz. „Im Moment hat er noch nicht viele Gelegenheiten gehabt, seine Qualitäten zu zeigen, weil wir nicht viele Chancen zugelassen haben“, stützte Kovac seinen Keeper.
Warum sieht CHANCE4TALENTS Nübel – wie Kovac auf dem richtigen Weg? Weil der Umweg ins Ausland gerade in den letzten 15 Jahren viele Spieler, die in ihrer Karriere-Entwicklung stagnierten, stärker gemacht hat.
Bestes Beispiel: Serge Gnabry. Der inzwischen 26-jährige offensive Mittelfeldspieler hat in England bei West Bromwich und beim FC Arsenal erste Karriere-Schritte gemacht. Werder Bremen holte ihn 2016 in die Bundesliga – und er zahlte auf Anhieb zurück. Elf Tore und zwei Assists in 27 BL-Spielen. 1899 Hoffenheim, Top-Adresse für Talente in Fußball-Deutschland, war folgerichtig die nächste Station, ehe Gnabry beim FC Bayern zu einem neuen Superstar wurde.
Oder Nuri Sahin. Von Thomas Doll beim BVB zu Feyenoord Rotterdam abgeschoben, holte Jürgen Klopp 2008 nach Dortmund zurück. Sahin, inzwischen 33 und bei Antalyaspor, war mit 14 Tor-Beteiligungen in 30 Spielen ein Leistungsträger der Dortmunder Meistermannschaft 2011.
Nun mag man sagen, dass Neuer beim FC Bayern wahrscheinlich ewig spielen wird und – wie Sepp Maier einst – gar keinen Nachfolger zulassen will. Trotzdem hat Alexander Nübel alles richtig gemacht, in dem er im Sakko nach Monaco ging. Du brauchst als junger Spieler immer einen Trainer, der an dich glaubt. Ich will nicht sagen, dass Hansi Flick das in München nicht war, aber Kovac steht zu seinem Torhüter Nummer eins und das wird Nübel Selbstvertrauen geben. Viel Glück!