Fiete Arp und die teuersten Teenie-Transfers beim FC Bayern

Das Thema schlug in dieser Woche hohe Wellen. Bayern München hat Mathys Tel (17) von Stade Rennes verpflichtet. Für 28,5 Millionen Euro. Ein Teenager-Transfer, der fast alle Rekorde brach. Nur Europameister Renato Sanches (damals 18), der 2016 für 35 Mio. Euro von Benfica Lissabon geholt wurde, war noch teurer. Und nicht jeder dieser jungen Spieler zündete.

Sanches wurde zu einem der größten Transfer-Flops der Bayern aller Zeiten. Der Portugiese wechselte bereits 2017 auf Leihbasis zu Swansea City und schloss sich 2019 nach nur 35 Liga-Spielen für die Münchner dem OSC Lille an.

Wenn es um unglückliche Teenie-Transfers zum FC Bayern geht, um Talente, die den Durchbruch eben nicht schafften, dann landen wir auch schnell bei Jann-Fiete Arp. Das Sturm-Juwel des HSV ließ man sich 2019 drei Millionen Euro kosten. Aber: Arp, bei Wechsel 19, machte kein einziges Bundesliga-Spiel für die Münchner. Seit 2021 spielt Jann-Fiete Arp für den Zweitligisten Holstein Kiel.

„Ich muss mal wieder etwas Besonderes machen“

„Arp sollte eine Warnung sein“, schrieb der geschätzte Kollege Maximilian Wessing bei SPORT BILD in einem Kommentar zum Tel-Transfer (Mittwoch), „Manager, Berater, Fans, auf die jungen Spieler prasselt genug ein. Fiete Arp erzählte mir zu seiner HSV-Zeit, was Druck mit einem Spieler mache.“

Bei der Ballannahme, so soll Arp dem SPORT BILD-Reporter erzählt habe, seien ihm Sätze wie „Ich habe seit fünf Spielen nicht getroffen, ich muss mal wieder etwas Besonderes machen“ durch den Kopf gegangen.

So etwas kann einen Spieler lähmen und ihn überfrachten.

Mit dem Abschied vom HSV zum 1. Juli 2019 begann für das Hamburger Supertalent eine echte Odyssee. Für 3 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt (siebtteuerster Teenie-Transfer der Münchner insgesamt) zog es ihn zum Rekordmeister.

Jann-Fiete Arp hat jetzt in Kiel die Chance auf einen Neuanfang. Mit 22. Die Jahre in München kann er, fast ausschließlich in der 3. Liga im Einsatz, als Erfahrungswerte verbuchen.

Jann-Fiete Arp von Holstein Kiel im Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:2). Foto: Imago Images / Eibner Pressefoto/ Marcel von Fehrn

Bei Holstein Kiel fehlen ihm noch 5 Saisontreffer, um seinen besten Wert in einem Profiteam, 8 Tore bei Bayern München II, zu egalisieren. In Hamburgs U17 hatte er mit 37 Toren aus 45 Spielen alles kurz und klein geschossen und debütierte am 30. September 2017. Als jüngster HSV-Torschütze der Bundesligageschichte und erster Spieler, der nach dem Jahr 2000 geboren wurde und in der Bundesliga traf, schrieb Arp am 28. Oktober 2017 in Diensten des HSV bei Hertha BSC (1:2) Geschichte.

Nur ein Profi-Spiel für Bayern

„Ich bin mir sicher, dass er in ein paar Jahren deutscher Nationalspieler ist“, pries ihn der neue Bayern-Trainer Niko Kovac (50, früher selbst beim HSV als Profi) an. Um sich wenig später zu revidieren: „Man braucht Geduld.“ Und die ist im hektischen Medien-München nicht gefragt. Arp war nie auch nur in der Nähe der Bayern-Stammelf… er machte für die Bayern-Profis nur ein einziges Spiel und das war im DFB-Pokal am 15. Oktober 2020 in der Corona bedingt leeren Allianz Arena gegen den 1. FC Düren (3:0). Das war allerdings eine Partie in der, nehmen Sie es mir nicht übel, jeder Bayern-Reservist mal ran durfte. Auch der kaum berücksichtigte Torhüter Alexander Nübel stand damals für Manuel Neuer zwischen den Pfosten, auch Bouna Sarr gehörte nicht unbedingt zur Stammbesetzung.

Es folgte eine Abstellung zur zweiten Mannschaft des FC Bayern, dann Leihe zu Holstein Kiel im Juli vergangenen Jahres, ehe die Norddeutschen ihn in diesem Sommer ablösefrei verpflichteten. Der Vertrag mit Bayern München wurde aufgelöst. Aber: Sollte Arp bei den Holsteinern zünden, wären 25 Prozent Beteiligung bei einem eventuellen Transfer zu einem anderen Klub für die Münchner drin.

Für Arp kann in Kiel alles gut werden

Arp hat also an der Förde keinen Druck und kann befreit neu anfangen. Das Jahr 2022 verlief für den Leihspieler zwar sehr wechselhaft, doch in der neuen Saison sind seine Einsatzzeiten wieder solide (57 Minuten in Fürth, 90 gegen Kaiserslautern), dazu kommt eine Tor-Beteiligung in den ersten beiden Spielen. Vielleicht wird er am Sonntag bei Waldhof Mannheim ja zum Kieler Pokal-Helden.

„Fiete Arp hat sich in der letzten Saison bei uns sehr gut eingelebt. Er hat sich professionell den Herausforderungen in der Mannschaft und der Liga gestellt und sein Potenzial angedeutet. Wir sind überzeugt davon, dass er uns hier noch viel Freude bereiten und in seiner Entwicklung weiterwachsen wird“, sagt etwa Holsteins Sport-Geschäftsführer Uwe Stöver.

Das ist ihm zu wünschen.

Viel Glück für Arp und für alle, die am Wochenende mit ihren Teams im DFB-Pokal und in anderen Wettbewerben im Einsatz sind!

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