Die Zahlen von Fiete Arp (22) beim Zweitligisten Holstein Kiel sind, sagen wir, ausbaufähig. Dennoch ist der Weg, den das Sturm-Talent vom FC Bayern geht, ein Schritt nach vorn.
(C4T / cger). Freitagsabends schaue ich mir gern die 2. Bundesliga mit Hansa Rostock an. Die Flutlicht-Atmosphäre im Ostseestadion – genau die richtige Einstimmung für das Fußball-Wochenende. Und was soll ich sagen? Fiete Arp tat mir am vergangenen Freitag beim 2:3 mit Holstein Kiel beim FC Hansa ein bisschen leid.
Foul an Arp? Es tut schon beim Zuschauen weh!
In der 85. Minute erst für Alexander Mühling und beim Stand von 2:3 aus Sicht der „Störche“ eingewechselt, wurde der Holstein-Hoffnungsträger direkt 120 Sekunden später von Calogero Rizzuto, seines Zeichens Rostocks Eigentor-Schütze zum zwischenzeitlichen 2:2, rüde erwischt – und der foulende Spieler kam mit einer Gelben Karte davon. Glück, dass das nicht mehr passiert ist. Irgendwie symptomatisch für Arp, der an der Ostsee auf der Suche nach der verlorenen Zeit zu sein scheint.
Ausgeliehen vom FC Bayern II an Holstein Kiel bis Sommer 2022, hat der 18-malige Bundesliga-Spieler auch in der 2. Liga so seine Probleme. Die 4. Zweitliga-Niederlage in Folge konnte Arp mit seinem Kurzeinsatz nun wirklich nicht mehr verhindern. Mit ihm holten die Kieler nur 31 Punkte aus 26 Zweitliga-Begegnungen – so wenige wie nie zuvor in ihrer Zugehörigkeit zum deutschen Fußball-„Unterhaus.“
Seine eigene Bilanz? Ausbaufähig! 19 von 26 möglichen Spielen machte Arp in Kiel, das bedeutet eine Quote von nur 30 Prozent aller möglichen Spielminuten und seine Startelf-Quote (Alle Daten: Transfermarkt.de) liegt bei 27 Prozent. Auf 11 Prozent Tor-Beteiligungen kommt der ehemalige HSV-Stürmer in Kiel.
5-mal stand er zwar im Kieler Kader, blieb dabei aber ohne Einsatz, die Partie beim FC Schalke 04 (1:1) am 16. Januar 2022 verpasste er nach Corona-Infektion.
Holstein Kiel setzt auf Arp – trotz noch immer niedriger Einsatzzeiten
Dennoch wird der unerschütterliche Support, den Arp auch in diesen nicht einfachen Tagen an der Förde erfährt, ihm bei seiner Rückkehr zum FC Bayern helfen. Trainer Marcel Rapp hat dem Stürmer nach 2 schwierigen Jahren in der zweiten Mannschaft der Münchner das volle Vertrauen ausgesprochen. Ende Februar sagte der Coach: „Ob man ihm was Gutes getan hat in der Phase, ihn so reinzuwerfen in der Bundesliga, ist die andere Geschichte. Aber er will nach vorne schauen, jeden Tag besser werden, hat ein gutes Eins-gegen-eins und ist total demütig. Ich glaube, der Junge wird seinen Weg gehen.“
Für Arp selbst war der Wechsel nach Schleswig-Holstein nach eigener Aussage „ein Sechser im Lotto.“
Zwischen den Zeilen bei Marcel Rapp zu lesen: Vielleicht kam der Sprung für Fiete Arp in die Bundesliga ein wenig zu früh. Er ist der jüngste Torschütze des HSV in der Bundesliga-Geschichte und der erste, nach 2000 geborene Spieler, der je in der deutschen Eliteliga traf. 3 Millionen Euro zahlte der FC Bayern München im Sommer 2019 für ihn, dass sich die veranschlagte Ablösesumme nach Anzahl der Einsätze auf 5 Mio. Euro erhöht, scheint derzeit kein Thema zu sein.
Nur ein Einsatz für die Bayern-Profis
Der norddeutsche Junge spielte beim FC Bayern nämlich nur ein einziges Mal in der ersten Mannschaft – und das war im fast schon zum Kult gewordenen DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen den 1.FC Düren (3:0), in dem auch Ersatztorhüter Alexander Nübel (siehe auch „Im Sakko nach Monaco“) einen seiner seltenen Auftritte im Bayern-Dress hatte.
Die Münchner setzten Arp fortan in der zweiten Mannschaft ein. Aber: 5 Arp-Tore in 30 Drittliga-Spielen waren nicht genug, um sich nachhaltig zu empfehlen und sie reichten 2021 nicht, um den FC Bayern II (als Meister) in der Liga zu halten. In Kiel brauchte Arp 5 Spiele Anlauf, um sein erstes Zweitliga-Tor seit dem 15. September 2018, damals noch in Diensten des Hamburger SV gegen den 1. FC Heidenheim, zu markieren. Mittlerweile steht er bei 2 Treffern für die Kieler.
Dort hat man schon bei seiner Ankunft im Sommer 2021 keinen Zweifel an seinen Qualitäten gehegt. „Das Bild, das man manchmal von außen von ihm hat, ist sowieso völlig verzerrt. Er ist nach wie vor ein junger und unerfahrener Spieler, auch wenn er beim HSV und bei Bayern gespielt hat“, erklärte Kiels Ex-Coach Ole Werner im Gespräch mit BILD (Hamburg-Ausgabe), „er hat bislang erst wenige Spiele auf Zweitliga-Niveau absolviert. Die Erwartungshaltung an ihn von außen ist groß, meine ist eine andere. Ich möchte, dass er so an sich arbeitet, dass aus einem talentierten Spieler ein richtig guter Profispieler werden kann. Auf dem Weg ist er.“
Das stimmt. Wenn er fit bleibt und wenn er noch ein weiteres Jahr in Kiel bleiben könnte.
Viel Glück!