Eintracht Trier – Ein Kult-Klub aus dem äußersten Südwesten Deutschlands meldet sich nach jahrelanger Tristesse zurück. Und das mit einem „magischen Dreieck“ und einem erst 17 Jahre alten Talent in der Abwehr, dem Luxemburger Fränz Sinner. Ein „Player to watch“.
(C4T / cger) Als ich 1994 zum Studium nach Trier zog, spielte Fußball in der ältesten deutschen Stadt eine, sagen wir mal, untergeordnete Rolle. Das Moselstadion war in solider Oberliga-Nostalgie erstarrt. Das (gedämpfte) Interesse in der Universitätsstadt galt Klubs wie Lokalmatador 1. FC Kaiserslautern, Altmeister Gladbach, Rekordmeister Bayern München oder dem aufstrebenden BVB. Die Zweitliga-Aufstiegsrunde 1994 mit dem legendären Jürgen Mohr bei den Trierern war ein kleiner Ausreißer nach oben.
Pokalschreck Eintracht Trier: Erinnerungen…
Das änderte sich im Jahr 1997. Eintracht Trier wurde zu einem der größten Überraschungsteams der DFB-Pokal-Geschichte. Die unvergessenen Pokal-Spiele, für die das Stadion eine Flutlichtanlage erhielt und mit zusätzlichen Stahlrohrtribünen aufgepeppt wurde– diese wackelten beim 1:1-Ausgleich gegen den MSV Duisburg in der Nachspielzeit bedenklich –, habe ich alle live gesehen. Das Team um den gebürtigen Trierer Rudi Thömmes (53) schockte im DFB-Pokal 1997/98 erst Schalke (1:0), dann den BVB (2:1) und Waldhof Mannheim (1:0), ehe im Halbfinale gegen den MSV ein verwandelter Elfmeter zum Finale und zur Europapokal-Teilnahme fehlten. Der Finalgegner 1998 wäre nämlich der sicher für die Champions League qualifizierte Vizemeister FC Bayern München gewesen…
Auch das sensationelle 2:1 ein Jahr später gegen CL-Qualifikant 1860 München gehört in die Reihe Trierer Pokalwunder. Bis Anfang der 2000er-Jahre – ich war längst nicht mehr im schönen Trier – hielt sich die Eintracht in der 2. Bundesliga und erlebte dann einen tiefen Absturz.
Nun ist man nach fünf Jahren in der fünftklassigen Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar in die Regionalliga zurückgekehrt. Und das an einem denkwürdigen Fußballabend, der an die Pokal-Krimis der 1990er erinnerte: 1:1 vor 8.300 Zuschauern gegen einen Ex-Bundesligisten. „Was sich im entscheidenden Relegationsspiel zwischen Eintracht Trier und den Stuttgarter Kickers im Trierer Moselstadion abgespielt hat“, schwärmt das Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 18. Juni 2022), „haben selbst langjährige Trierer Weggefährten noch nicht erlebt. Eine Stadt entdeckt die Liebe zu ihrem besten Fußballklub wieder.“
Abwehr-Juwel Fränz Sinner
Grund genug, sich die Rückkehrer von der Mosel einmal genauer anzusehen. Motto: „Wir sind die Neuen“. Nein, Top-Torjäger Sven König (20 Treffer), 2021 von TuRu Düsseldorf geholt, geht mit seinen 25 Jahren nicht mehr als Perspektivspieler durch. Augenfälliger erscheint ein junger Mann, der mit erst 17 Jahren in die Mannschaft vom ebenfalls erst 38-jährigen Trainer Josef Cinar gefunden hat:
Der Luxemburger Fränz Sinner wurde in der Innenverteidigung 7-mal eingesetzt. In der Aufstiegsrunde zur Regionalliga stach Mittelfeldspieler Yannick Debrah (21) mit einem Tor gegen den hessischen Playoff-Gegner Stadtallendorf (5:0).
Neun Spieler unter 21
Insgesamt kamen auf dem Weg zurück in die Regionalliga 9 Spieler unter 21 Jahren zum Einsatz. Der jüngste war der zu diesem Zeitpunkt erst 16 Lenze zählende Abwehrspieler Faton Sulejmani. Die meisten Spiele Wettbewerb übergreifend (14) machte Fränz Sinner, bester Torschütze der Trierer Talente-Fraktion war Debrah mit 6 Treffern. Spieler wie Sinner oder Linus Wimmer (23) nutzten bei hohem Verletzungspech immer wieder ihre Chance.
Schon einen Entwicklungsschritt weiter: Triers „magisches Dreieck“ im Mittelfeld mit dem ehemaligen Junioren-Nationalspieler Dominik Kinscher (24 / 16 Pflichtspiel-Tore), Maurice Roth (27) und Robin Garnier (27). Kinscher machte neben Stürmer Jan Brandscheid (30) die meisten Spiele (39).
„Eschte“ Trierer als Neuzugänge
Für die Regionalliga hat man mit Innenverteidiger Janik Faldey (19) das nächste Talent aus der eigenen U19 „hoch geholt“, wie man in Trier sagt. Faldey durchlief beim SV Eintracht alle Jugendmannschaften.
Dazu kommen zwei gebürtige Trierer: Christopher Spang (29) und Vincent Boesen (23) vom Lokalrivalen RW Koblenz bzw. Rot-Weiß Oberhausen. Zeit für den nächsten Rudi Thömmes bei Eintracht Trier & Fränz.