Der zweimalige Deutsche Fußballmeister Viktoria Berlin ist nach nur einer Saison in der 3. Liga zurück in der Regionalliga Nordost. Immer noch ohne Sieg zwar, aber mit dem jüngsten Kader der Klasse.
Fußball-Berlin bangt derzeit um einen seiner Größten. Thomas „Icke“ Häßler (56), Welt- und Europameister und Fußball-Idol, gab unter der Woche seinen Rückzug bei Preußen Berlin (6. Liga) bekannt. Der geniale Mittelfeldspieler, der bei Köln, Juventus Turin, Roma, dem Karlsruher SC, beim BVB und 1860 München spielte, leidet unter Gedächtnisverlust, Tinnitus und Nackenschmerzen. Diagnose unklar. Wir wünschen „Icke“ alles Gute und gute Besserung! Das vorab.
Zwei Ligen höher, in der Regionalliga Nordost, sieht es für Viktoria Berlin nicht gut aus. Der Drittliga-Absteiger steht auf Rang 16 und konnte keines der ersten 4 Spiele (bei 2 Remis) gewinnen. Nur Germania Halberstadt und Tennis Borussia Berlin stehen mit einem Punkt noch schlechter da.
21 Jahre im Schnitt
Aber: Die haben auch nicht den jüngsten Kader der Liga! 21,0 Jahre ist das Team der Viktoria im Schnitt alt, damit liegt man knapp vor den Bubis von Hertha II (21,2 Jahre).
Der Blick auf den Kader zeigt: Nach dem Intermezzo in der 3. Liga hat Viktoria Berlin einen echten Spieler-Exodus erlebt. 23 Spieler haben den im Jahn-Sportpark spielenden Klub verlassen, darunter auch Routinier Björn Jopek (28, jetzt Kickers Offenbach, Regionalliga Südwest).
21 Spieler sind neu, davon kommen sechs aus der eigenen U19-Mannschaft. Den Torhüter Marcel Köstenbauer holte man von Austria Klagenfurt aus der österreichischen Bundesliga, doch der ist auch erst 21.
Überhaupt stehen im Kader des erst 33 Jahre alten Trainers Semih Keskin nur fünf Spieler, die älter als 22 sind und damit auch für C4T nicht mehr in die redaktionelle Schablone passen würde.
Sechs Spieler aus der eigenen U19
Als Team tut das die Viktoria schon, 4 Spieler sind erst 18, dazu kommen fünf 19-jähirge Viktoria-Cracks. Einen echten Torjäger hatte das junge Viktoria-Ensemble bis zum „Deadline Day“ nicht.
Da erst lieh man den 20-jährigen Stürmer Phil Harres von Dynamo Dresden aus. Er kennt die 4. Liga aus seiner Zeit beim SSV Ulm 1846. „Wir sind von Phil Harres und seinen Fähigkeiten überzeugt, mussten bei unserer jetzigen Kadergröße und -dichte aber auch feststellen, dass eine Leihe nach Berlin und die damit verbundene Chance auf mehr Spielzeit für ihn momentan das Beste ist. Wir werden seine Entwicklung weiterhin intensiv verfolgen“, so Dresdens Geschäftsführer Sport Ralf Becker am 1. September 2022. Harres ist bei Borussia Dortmund und beim VfL Bochum ausgebildet worden. Er könnte der „Player to watch“ bei der Viktoria sein.
Für Ulm erzielte er in 34 Partien 2021/2022 in der Regionalliga Südwest 8 Tore. Für seine neuen Mitspieler hatte er direkt eine Botschaft mitgebracht: „Um möglichst erfolgreich zu sein, müssen wir jetzt als Mannschaft zusammenwachsen und die Leistung auf den Platz bringen, die in uns steckt.“
Das Potenzial ist da – von den ganz Jungen haben Ünal Durmushan (18) und Junis Anders (18) alle vier Liga-Spiele mitgemacht.