Eimsbütteler TV: Hamburgs „Entwicklungsverein“

Jubel in der ,,Festung Loki“: Am Lokstedter Steindamm feiert der Eimsbütteler TV am 17. März 2023 Platz eins in der Oberliga Hamburg. Foto: Imago / Justus Stegemann.

Die Sensation ist für den Eimsbütteler TV aus Hamburg immer noch drin. Der Oberliga-Aufsteiger von 2022 darf noch vom Sprung in die Regionalliga Nord träumen. 1:1 gegen OSC Bremerhaven und am Sonntag gegen Kilia Kiel – im bunten Hamburger Stadtteil könnte sich eine echte Überraschung anbahnen.

Unter uns: Ich habe selbst bis Anfang 2023 als Büroangestellter für den Eimsbütteler TV gearbeitet und mich hat die Fußball-Atmosphäre im kleinen Stadion am Lokstedter Steindamm, in der „Festung Loki“, immer beeindruckt. Große Plakate künden hier von der Mission des ETV: Den Fußball in Eimsbüttel entwickeln.

15.000 Mitglieder, davon 1.500 in der Abteilung Fußball, machen den Eimsbütteler TV zum fünftgrößten Sportverein in Hamburg, doch es geht dort sehr familiär zu.

2022 ist der ETV erst in die Oberliga Hamburg aufgestiegen, nun hat man die Chance, wieder auf die ganz große norddeutsche Fußball-Bühne zu kommen.

Legendärer Streit um die Prämie

Dass der Klub sogar deutschlandweit Aufsehen erregte, ist schon mehr als 10 Jahre her. Im Sommer 2011 hatte der ETV als Hamburg-Pokalsieger die 1. Runde im DFB-Pokal erreicht. Über die Verteilung der garantierten Prämie von 120.000 Euro konnte man sich beim damaligen Sechstligisten allerdings vereinsintern nicht einigen. Das führte zum Austritt der der ersten und zweiten Herren-Mannschaft. Gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth (0:10) musste man dann mit der A-Jugend antreten – und das auch noch im Stadion des direkten Nachbarn, Victoria Hamburg. Beide Stadien liegen praktisch nebeneinander.

Das ist lange her! Der ETV hat diese Episode für einen Neuanfang genutzt. „Vielleicht ist es ja tatsächlich manchmal ganz gut“, erzählte ETV-Sportchef Jasper Hölscher dem Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 25. Mai 2023), „wenn man komplett bei null anfangen kann. Im Nachhinein ist es zwar schade, aber ich bin sicher, dass sich das Konzept über kurz oder lang immer durchgesetzt hätte.“

Am Samstag in Bremerhaven musste man auf den prominentesten Spieler verzichten: Fabian Hürzeler (30) ist jetzt Trainer von Zweitligist FC St. Pauli – und hatte gegen den KSC selbst das letzte Saisonspiel. Auf dem Weg in die Oberliga hatte Hürzeler in 13 Spielen (2 Tore) mitgewirkt.

Bester Torjäger beim Tabellendritten der Oberliga Hamburg ist nun Dominik Akyol (24), Neuzugang vom Rivalen Altona 93, mit 25 Toren in Wettbewerb übergreifend 36 Saisonspielen. Dahinter zwei aus der Abteilung „Youngsters“: Jephtah Asare (21) und Michael Igwe (20 / Neu von Eintracht Norderstedt) mit 11 bzw. 9 Saisontoren.

Sechs eingesetzte Spieler sind unter 20 Jahren alt. ETV-Talent Tyrese Boakye (19), von der eigenen U19 hoch in den Herren-Kader geholt, steuerte 5 Tore zur drittbesten Offensiv-Bilanz der Oberliga Hamburg (87 Treffer) bei. Ebenfalls aus der eigenen U19: Mittelfeldspieler Farukhan Bulut (19). Er war 6-mal im Einsatz.

„Natürlich bleiben wir ein Entwicklungsverein“

Egal, ob es für den ETV hoch in die 4. Liga geht oder ob nicht. „Natürlich bleiben wir ein Entwicklungsverein“, betont Hölscher, „wir nehmen den Aufstieg aber gerne mit, selbst wenn wir dann den geringsten Etat hätten, würden wir nie ein finanzielles Risiko eingehen und sportlich unsere Spieler und Trainer immer so weit wie möglich entwickeln.“

Viel Glück!

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