1899 Hoffenheim: Raum für Talente

1899 Hoffenheim – Der Hopp-Klub wird gern und oft von den so genannten „Traditionalisten“ kritisiert. Dabei machen sie in Sinsheim so vieles richtig: Talent-Förderung zum Beispiel. Hoffenheims Geldgeber Dietmar Hopp (81) hat mit Investments im Ausland bereits die nächsten Talentschmieden aus der Taufe gehoben– und das nächste deutsche Super-Talent für Sommer 2022 verpflichtet.

(C4T / cger). Barra Futebol Clube – hört sich exotischer an, als es ist. Der kleine Klub im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina ist eines der interessantesten Auslandsprojekte von 1899 Hoffenheims Investor Dietmar Hopp. Der 81-jährige SAP-Gründer, dessen finanzielles Engagement 1899 Hoffenheim 2008 in die Bundesliga und 2018 in die Champions League führte, hat sich in Brasilien den Aufbau einer neuen Nachwuchs-Akademie zum Ziel gesetzt.

Als Talentspäher hat Hopp den Manager Mariano Maroto berufen. Dessen Unternehmen Hobra war Steigbügelhalter für Hopps Investment in Brasilien. Hier sollen, glaubt man dem Kicker-Sportmagazin, die neuen Fußball-Juwelen für die Kraichgau-Brasilianer gefördert werden. Carlos Eduardo, Roberto Firmino, Luiz Gustavo und Joelinton sind 4 Entdeckungen aus Brasilien, die die TSG zu Stars formte – und für insgesamt über 120 Mio. Euro verkaufte. Das muss man dem als „Hoppelheim“ verspotteten Klub aus der Kurpfalz erst mal nachmachen.

Barra hat die nächsten brasilianischen Talente für 1899 Hoffenheim

Nun also Barra Futebol Clube. Sieben von 31 Spielern im Profikader sind hier 18 Jahre oder jünger, die Kandidaten für einen Wechsel in die Bundesliga heißen inzwischen Neto, Calo, Lucas Nunes. Auch der erst 15 Jahre alte Gabriel Jesus ist ein Perspektivspieler bei dem brasilianischen Klub. Oder anders: Es sind Namen, die man sich merken sollte.

Mit „landesweitem Scouting“, so Maroto, dessen Marotte wohl die Entdeckung von Hoffenheims next Superstar zu sein scheint, wolle „der Barra FC im Nachwuchsbereich eine Marke werden, die über die Staatsgrenzen von Santa Catarina hinausreicht.“ Maroto weiter im Kicker: „Dazu verfügt der Klub unter anderem über ein gutes Scouting-Team, das in ganz Brasilien nach Talenten scoutet.“

Portugal: Hoffenheim-Talente im Abstiegskampf

Leo Fenga (20) holte man von Gremio Porto Alegre – er könnte ein echter Transfer-Hotspot werden. Anders als in Barra kann man in Viseu in Portugal, wo Hobra ebenfalls in den Fußball eingestiegen ist, noch keine Erfolge vermelden. Acacemico Viseu kämpft in der 2. Liga Portugals (Liga Sabseg) gegen den Abstieg. Die von Hoffenheim II (Regionalliga Südwest / C4T berichtete) ausgeliehenen Spieler Abdulkerim Cakar, Torhüter Domen Gril (beide 20) konnten in Viseu noch nicht glänzen. Der slowenische Keeper Gril spielte zwar 16-mal für den Zweitligisten, kassierte dabei aber 18 Gegentore. Nur 6-mal blieb er ohne Gegentreffer. Der gebürtige Germersheimer Cakar lief erst 2-mal für Academico auf, zuletzt am 24. Januar 2022 beim 1:1 gegen SC Covilha.

Talente: Was „Hoffe“ und Mainz nicht anders, aber besser machen als der große Nachbar FCK

Warum erwähne ich den jungen Pfälzer eigens? Weil Hoffenheim gerade in der Region Rhein-Neckar-Pfalz zum Leuchtturm für Talente geworden ist. Mit dem Scouting- und Akademiesystem hat der Klub aus dem Kraichgau, der 2013 in einer atemberaubenden Saison-Endphase die mögliche Rückkehr des 1. FC Kaiserslautern ins „Oberhaus“ in den Bundesliga-Relegationsspielen verhinderte, rechts überholt. Wenn ich, wie zuletzt Anfang Februar 2022, in meiner pfälzischen Heimat zu Besuch bin, höre ich immer wieder Sätze wie „Hoffenheim hat doch keine Tradition“ oder ,,Dieser Hopp-Klub nimmt dem FCK den Platz in der Bundesliga weg“. Das ist, mit Verlaub, großer Kappes.

Lautern war – neben dem FSV Mainz 05 und meinem Heimatverein FK Pirmasens – vor dem Investment von Hopp in Hoffenheim über Jahrzehnte führend in Sachen Talentsuche und Förderung.

Am Mainzer Bruchweg kamen ab 1990 Spieler wie mein ehemaliger Teamkollege Steffen Herzberger, der gebürtige Pirmasenser Erik Durm, Manuel Friedrich, André Schürrle und viele Andere in den Profifußball.

Eine Reihe blutjunger Spieler, auch ein gewisser Mario Basler aus Neustadt an der Weinstraße, machten am Betzenberg ihre ersten Karriere-Schritte. Auf Talente setzt der finanziell angeschlagene Riese aus der Pfalz immer noch, nach dem Abstieg 2018 in der 3. Liga beinahe schon notgedrungen. Sprich: Beim FCK machte man aus der (Finanz)-Not eine Jugend.

Aber: Anders als 1899 Hoffenheim und Mainz 05 hat der 1. FC Kaiserslautern seine Talente sehr lange und zu oft unter Wert verkauft! Beispiele? Die in der eigenen Jugend geförderten Marco Reich, Julian Pollersbeck oder Robin Koch (Sohn von FCK-Legende Harry Koch) sowie der legendäre, erst 1999 mit 21 vom saarländischen Nachbarn FC Homburg geholte Miroslav Klose erzielten nicht annähernd so hohe Transfer-Erlöse wie die Hoffenheimer Juwelen.

Mainz 05 machte mit Talenten wie Loris Karius (FC Liverpool, 6,2 Mio. Euro), Weltmeister André Schürrle (Bayer Leverkusen, 8,5 Mio.), Johannes Geis und Suat Serdar (beide Schalke, 10,5 bzw. 11 Mio.) ebenfalls größere Transfer-Erlöse als der in der Fan-Gunst der rheinland-pfälzischen Zuschauer immer noch am höchsten geschätzte Klub aus Kaiserslautern. Bei den Fußballfans in der Region Rhein-Neckar-Pfalz mag der FCK nach wie vor die Top-Adresse sein. Das ist angesichts der riesigen Erfolge insbesondere in den 1990er-Jahren und der längsten Verweildauer dieser drei Klubs in der Bundesliga auch logisch.

Ein Spieler wie David Raum wäre früher möglicherweise in Kaiserslautern gelandet

Aber: Ein Spieler wie David Raum, den 1899 Hoffenheim im Sommer von Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth, wäre früher ein „Fall“ für den 1. FC Kaiserslautern gewesen. Die Hoffenheimer holten ihn im Winter 2021 frühzeitig und banden den Neu-Nationalspieler im Januar 2022 ebenso wie Talent Tom Bischof (16) vertraglich bis zum Jahr 2026.

Bischof war beim 2:3 gegen Borussia Dortmund vor der internationalen Spielpause der jüngste Spieler, der jemals im Bundesliga-Kader des „Herbstmeisters“ von 2008 stand.

Kurz vor Ende der Winter-Transferperiode meldete der Klub aus dem beschaulichen Kraichgau den nächsten Talente-Coup. Finn-Ole Becker vom FC St. Pauli wird im Sommer 2022 ablösefrei nach Hoffenheim in die Bundesliga wechseln. Bei dem Hamburger Stadtteilklub durchlief Becker seit 2011 alle Jugendmannschaften und kämpft mit „Pauli“ aktuell um den Aufstieg in die erste Bundesliga. Auch Beckers Vertrag bei der TSG ist bis 30. Juni 2026 datiert.

Viel Glück!

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