Max Meyer – Odyssee eines deutschen Super-Talents

Ex-Nationalspieler Max Meyer (26) wechselt von Fenerbahce Istanbul zum FC Luzern in die Schweiz. Die Odyssee des ehemaligen Schalkers, von seinem Berater Roger Wittmann einst als „Weltklassespieler“ angepriesen, geht weiter.

Mit seinen 26 Jahren ist Max Meyer per se kein Fall mehr für Chance4Talents. Doch seine Geschichte kann und muss erzählt werden, denn oftmals werden in der Karriere-Planung die Weichen für die Entwicklung eines jungen Spielers falsch gestellt oder Entscheidungen fatal und falsch eingeschätzt.

Bei Crystal Palace kam Max Meyer (r.) nicht zurecht. Foto: Imago Images / Colorsport

Nun will ich mir nicht anmaßen, über die Arbeit von Max Meyer und seinen Beratern zu urteilen. Sie haben diese Entscheidung für sich getroffen und das muss man respektieren. Ich aber sage: Sie wollten zu viel zur selben Zeit.

„Finanziell bis an die Decke gestreckt“

Als Max Meyer 2018 im Vorfeld der WM in Russland mit dem FC Schalke 04, damals Vizemeister in der Bundesliga übrigens, um einen neuen Vertrag pokerte, schien dem zentralen Mittelfeldspieler die Fußball-Welt offen zu stehen. Der FC Liverpool, der FC Arsenal, aber auch Olympique Marseille, der FC Sevilla und 1899 Hoffenheim wurden als Interessenten genannt. Hertha BSC soll sich „finanziell bis an die Decke gestreckt“ haben, wie der Kicker damals schrieb, beim Hauptstadt-Klub hätte der Nationalspieler sicher den nächsten Entwicklungsschritt machen können.

Am Ende wechselte der in der Schalker „Knappenschmiede“ ausgebildete Meyer zum englischen Premier-League-Klub Crystal Palace. Schalke erhielt eine Ausbildungsentschädigung von 500.000 Euro, obwohl Meyers Marktwert zu diesem Zeitpunkt bei 18 Millionen Euro lag…

Dem Daily Mail zufolge soll Meyer in London kolportierte 191.000 Euro pro Woche kassiert haben, damit hätte das damals 22 Jahre alte Mittelfeld-Talent den Belgier Christian Benteke (27) als Top-Verdiener bei den „Eagles“ abgelöst. Mit dem Transfer begann die unglückliche Europa-Reise von Max Meyer.

Vierte Auslandsstation in vier Jahren

Der FC Luzern ist seit 2018 bereits seine 4. Auslandsstation. Seine Werte passten nur in der ersten Premier-League-Saison 2018/2019 mit „Palace“: 29 Spiele, 4 Tor-Beteiligungen (1 Treffer). An seine Werte aus Schalker Zeiten mit 55 Tor-Beteiligungen (22 Treffer) in 192 Pflichtspielen sollte er nicht mehr herankommen.

2019/2020 waren es nur noch 17 Spiele in der Premier League für die Süd-Londoner, in der darauffolgenden Saison spielte Meyer nur noch in der Premier-League-Reserverunde. Im Januar 2021 gab Crystal Palace ihn an den 1. FC Köln ab. Die Rückkehr in die Bundesliga erwies sich jedoch nicht als Befreiungsschlag. Meyer blieb in 12 Einsätzen ohne Tor bzw. ohne Tor-Vorlage. Ebenfalls ablösefrei ging er im September 2021 zu Fenerbahce Istanbul, um im Januar dieses Jahres an den FC Midtjylland nach Dänemark ausgeliehen zu werden. 2 Vorarbeiten in 13 Spielen waren aber kein Empfehlungsschreiben. Sein noch bis Juni 2023 datierter Verein in Istanbul wurde in dieser Woche aufgelöst.

Max Meyer schloss sich dem FC Luzern an. „Ich wollte mich neu orientieren und konnte mich in den Gesprächen mit Remo Meyer und Mario Frick von den Ideen, die man mit mir und der Mannschaft hat, überzeugen“, sagte Meyer.

Sein Marktwert liegt inzwischen bei 500.000 Euro, ein rasanter Verlust (Quelle: Transfermarkt.de), im Oktober 2020 waren es noch 7 Millionen Euro.

Die Schattenseiten dieses Geschäfts

„Max Meyer ist endgültig in der Versenkung verschwunden“, schrieb Patrick Krull bei seiner Degradierung in die Premier League 2 im Dezember 2020 in der WELT, „er ist von der großen Bühne abgetreten. Zwangsweise, es reicht nach Dafürhalten seines Trainers einfach nicht. Der Ex-Schalker, mittlerweile 25 Jahre alt, muss sich nun in der zweiten Mannschaft von Crystal Palace verdingen. (…) Eine Karriere versandet.“ Die verbale Schlammschlacht zwischen seinem Berater Roger Wittmann und dem damaligen Schalke-Manager Christian Heidel und andere Faktoren, die ich jetzt hier nicht alle nennen will, weil sie dem Spieler in der Sache allesamt nicht dienlich waren, bleiben haften.

Kurzum: Die komplette Schattenseite dieses harten, dieses brutalen Geschäfts, hat wohl mit hineingespielt, dass Max Meyer sich nun beim FC Luzern, der seit zehn Jahren nicht mehr international spielte und in der Schweizer Super League 2021/2022 Siebter wurde, „neu orientieren“ muss.

Viel Glück!

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